Und dann geschah etwas Besonderes: Du blicktest auf meinen Kartenstapel. Und stelltest fest, dass auch ich jede Menge umgedrehte Karten vor mir liegen hatte. Und ja, da war auch die Karte mit dem Totenkopf. Sie lag ebenso umgedreht und offen vor mir.

Und wir sahen uns an und verstanden plötzlich, was uns verband: wir spielen beide mit offenen Karten. Jeder Mensch hat sie in seinem Stapel: die Karte mit dem Totenkopf. Sie hat ganz unterschiedliche Färbungen und Bilder.

Der eine hat sie gefärbt mit körperlichem Schmerz und langem Leiden. Der andere mit Blitz und Donner. Und kaum, dass er sie umgedreht hat, existiert er nicht mehr. Er muss vom Spieltisch, ohne sich zu verabschieden, von denen, die er liebt.

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Ich habe die Karte bewusst vor einiger Zeit umgedreht. Schau der hässlichen Fratze möglichst oft ins Gesicht. Das übe ich ein und verstehe: Existenz, an sich, kennt keine Bedeutung. Existieren kann ich nur hier und jetzt.

Vergangenes ist Erinnerung. Zukünftiges ist Fiktion. Glaube ist Fiktion. Vergangenheit kann binden. Fiktion bindet immer.

Ich aber, will frei sein. Darum spiele ich lieber mit offenen Karten. Suche in mir nach verdeckten Karten. Will sie umdrehen. Denn mit jeder umgedrehten Karte verstehe ich mehr und mehr, wer ich bin.

Zu wissen, zu verstehen, zu fühlen, wer ich bin, ist mein allergrößtes Glück.