traurig

Traurigkeit

Ich mag auch keine Traurigkeit und doch schätze ich diese Tugend, diesen Zustand meines Gemütes sehr. Ist doch Traurigkeit, ebenso wie die Freude, der Gleichgültigkeit gegenüber gelegen.

Ich nenne Traurigkeit auch gern die kleine Pause unserer Erwartungen.

Und ich schätze an ihr besonders ihren ursprünglichen Charakter: Traurigkeit zu fühlen, bedeutet ehrlich zu sich selbst zu sein. Traurigkeit zuzulassen, ist ein wenig wie sich auf einer sonnigen Wanderung auf eine Holzbank zu setzen, die noch vom letzten Regenguss feucht ist.

Sich selbst Traurigkeit einzugestehen und dies auch zu äußern, erfordert Mut. Diese Ehrlichkeit, diesen Mut und diese Stärke hast du nun also aufgebracht.

Ich finde es bemerkenswert und auf meine Art liebe ich dich dafür. Auch, dass du es mit mir teilst. Was schon mal bedeutet, dass auch du geliebt wirst. Sicher nicht so, wie du es erwartest und sicher nicht von dem Menschen, von dem du es erwartest. Und doch ist dieser Umstand etwas mehr als nichts.

Schlafe ich deswegen?"

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traurig

Traurigkeit

Ich mag auch keine Traurigkeit und doch schätze ich diese Tugend, diesen Zustand meines Gemütes sehr. Ist doch Traurigkeit, ebenso wie die Freude, der Gleichgültigkeit gegenüber gelegen.

Ich nenne Traurigkeit auch gern die kleine Pause unserer Erwartungen.

Und ich schätze an ihr besonders ihren ursprünglichen Charakter: Traurigkeit zu fühlen, bedeutet ehrlich zu sich selbst zu sein. Traurigkeit zuzulassen, ist ein wenig wie sich auf einer sonnigen Wanderung auf eine Holzbank zu setzen, die noch vom letzten Regenguss feucht ist.

Sich selbst Traurigkeit einzugestehen und dies auch zu äußern, erfordert Mut. Diese Ehrlichkeit, diesen Mut und diese Stärke hast du nun also aufgebracht.

Ich finde es bemerkenswert und auf meine Art liebe ich dich dafür. Auch, dass du es mit mir teilst. Was schon mal bedeutet, dass auch du geliebt wirst. Sicher nicht so, wie du es erwartest und sicher nicht von dem Menschen, von dem du es erwartest. Und doch ist dieser Umstand etwas mehr als nichts.

Apropos Erwartungen. Das ist ja auch etwas so Menschliches. Und doch habe ich für mich herausgefunden, dass es eben diese Art des Empfindens ist, die vor all der uns umgebenden Traurigkeit steht.

Unerfüllte Erwartungen sind Hebammen der Traurigkeit.

Und ja es ist gut, dass du geliebt werden willst und ja es ist auch eine Erwartungshaltung. Und je weniger Liebe ich bekomme, desto mehr sehne ich mich danach. Mein Verlangen und meine Erwartungen und meine Traurigkeit- all dies hängt aneinander.

Ist es möglich, aus diesem Kreislauf herauszukommen, indem man sich diesen Umstand bewusst macht?

Ein Anfang mag es sein. Nicht mehr. Jedoch auch nicht weniger, und ein Anfang bedeutet auch, dass sich etwas entwickelt. Und das wiederum, ist ein schönes Bild für uns Lebendige. Uns, die wir so gern hoffen. Die wir so gern glücklich sein wollen. Uns, denen das Warten schwer zusetzt. Uns, denen die Geduld nur quälende Last zu sein scheint.

Ich dachte erst, ich würde darüber schreiben, dass wir uns selbst lieben lernen sollten, ganz tief und innig. Dass dies ein Ausweg wäre, den Erwartungen zu entkommen. Der Traurigkeit zu entkommen.

Und nun an dieser Stelle angekommen, habe ich wieder verstanden, dass es etwas noch Heilenderes gibt:

Es ist und bleibt die liebevolle Zuwendung eines Gegenübers, welches uns aufblühen lässt, Traurigkeit in Zuversicht und Glück verwandelt, wie ein Stück Holz, welches wir in einen Kaminofen werfen. Und erstaunt und fasziniert davon sind, wie schön uns diese Transformation wärmt.

Jetzt muss ich auch ein bisschen weinen und verstehe so sehr, wie gut und notwendig Traurigkeit sein kann.

Ich wünsche dir in diesem Sinne eine gute Traurigkeit. Umarme sie. Beginne sie zu lieben, als die deine. Die ehrliche Empfindung dir selbst gegenüber. So wirst du lebendig, wirst du dich noch mehr lieben lernen können und ganz sicher dir selbst näher sein.

Das wird dir helfen, all das Schöne in deinem Leben zu sehen, das eben noch Anlass zur Hoffnungslosigkeit gab. Es ist nicht immer gleich die ganze Tür offen,  sondern oft erst nur ein kleiner Spalt.

Etwas jedoch, ist immer mehr, als nichts.

Schlafe ich deswegen?"

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