Sie entschieden in jeder Sekunde mehrfach, was sie tun, und was sie lassen sollten. Dankenswerter Weise, wohl annähernd neunundneunzig Prozent davon, unbewusst. Und doch, es musste immer eine Entscheidung getroffen werden.

Und sie gerieten in Situationen, in denen sie aufgefordert waren, sich bewusst zu entscheiden.

Will ich mein Leben weiter mit diesem Menschen mir gegenüber teilen oder nicht?

Sie wägten Für und Wieder ab. Klopften die großen Begriffe ab. Liebe, Treue, Ehe, Familie, Vergangenheit, Zukunft, Sinn, Leben. Versuchten sich so neue Wege aus der Krise zu ebnen.

Ähnlich den Arbeitern in den sanierten Innenstädten, die die einzelnen leicht ramponierten Pflastersteine in die Hand nahmen und neu verlegten.

Tock, Tock, Tock. Da hockten sie also, auf dem Boden der Tatsachen, oder gar eine Pflasterstein Höhe tiefer und scharten, wie Kinder im Sandkasten, gedankenverloren im Kiesbett ihrer eigenen Existenz.

Bis irgendwann in ihnen selbst Klarheit darüber herrschte, dass nichts an den Pflastersteinen kaputt war, sondern sie nur nicht mehr richtig verlegt waren.

Bis sie mutig sich selbst gegenüber waren und ihrer*m Partner*in formulierten: 

Schau mal, die Steine, die unsere Liebe, unsere Beziehung, unsere gemeinsam verbrachte Zeit, unseren Weg symbolisieren, sie sind okay.

Sie sind gut. Sie sind reell, weil gelebt. Sie sind stabil, auch wenn sie abgenutzt wirken und nicht mehr ganz neu sind. Es gab keine perfekten Werte – Pflastersteine. Die Steine die ihren Weg ebneten, ja die sie manchmal stolpern ließen: Treue, Wahrheit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit.

Und Ihnen wurde klar, diese etwas ramponierten Pflastersteine, schwer lagen sie in ihren Händen, sind unsere eigenen Pflastersteine. Und darüber hinaus verstanden sie, es sind die einzigen die wir gemeinsam haben.

Egal wie glänzend eine Zukunft auch scheinen mochte, eine glänzende Vergangenheit wog schwerer.

Und wie zur Hilfe kritzelten sie mit den eigenen Fingern in großen ungelenken Buchstaben in den Spielsand:

Bist Du mir genug?